Die letzten Urlaubstage genießen
Hier werden die hochtragenden Kühe auf ihre Geburt vorbereitet. Sie gehen nicht zum melken und bekommen spezielles Futter um den Bedürfnissen von Kuh und Kalb gerecht zu werden.
Der Abkalbestall ist einer der wichtigsten Bereiche des Hofes, denn hier erblicken die Kälber das Licht der Welt und nur gesunde und fitte Kälber werden später gesunde Kühe.
Die Gruppe in diesem Stall wird absichtlich klein gehalten, damit die Kühe sich nicht lange mit ihrer Rangposition beschäftigen müssen. Vermeiden kann man diese Rangkämpfe nicht, aber wir könne sie mit Hilfe der kleinen Gruppen soweit regulieren, dass die Tiere sich vor der Kalbung voll entspannen können.
Wenn ein Kalb zur Welt kommt, lassen wir es von der Mutter ablecken. Das regt den Kreislauf des Kalbes an und entfernt Schleimreste, die unter Umständen die Nase des Kalbes bedecken können. Danach werden Kalb und Mutter allerdings getrennt. Das hat mehrere, wichtige Gründe.
Ein Kalb hat wenn es auf die Welt kommt kein eigenes Immunsystem, das bedeutet, dass es sehr anfällig für Krankheitserreger ist, deswegen kommt es möglichst direkt in eine gewaschene und desinfizierte Einzelbox, wo es zunächst keinen direkten Kontakt zu seinen Artgenossen hat.
Parallel dazu wird die Kuh aus dem Abkalbebereich in den Strohbereich nebenan umgestallt. Dort kann sie direkt energiereiches Futter zu sich nehmen und bei Bedarf mit zusätzlichen Mineralstoffen versorgt werden, um sie vor Stoffwechselproblemen nach der Geburt zu bewahren. Zur nächsten Melkzeit, wird die Kuh gemolken und das Kalb mir der ersten Milch der Mutter, der Biestmilch, versorgt. Diese Milch ist wichtig für das Kalb, da es aus den, in der Milch enthaltenen Antikörpern, sein Immunsystem aufbaut. Durch die aufgenommenen Antikörper erhält das Kalb für ca. 2 Wochen eine passive Immunität gegen die Erreger und Bakterien, die im Umlauf sind. So lange, bis es ein eigenes Immunsystem entwickelt. Es ist wichtig, dass das Kalb diese Milch möglichst schnell und in ausreichender Menge erhält. Da die Kuh in der Regel mehr Biestmilch hat, wie das Kalb braucht, frieren wir die Reste ein. Wenn zwischen der Geburt eines Kalbes und der nächsten Melkzeit zu viel Zeit verstreicht, könne wir solche Reste auftauen und verfüttern um dem Kalb eine möglichst schnelle Biestmilch Versorgung zu gewährleisten.
Ein Thema, das uns immer wieder beschäftigt und auch oft diskutiert wird, ist der „Trennungsschmerz“ zwischen Kuh und Kalb. Für uns ist es wichtig, dabei verschiedene Perspektiven zu sehen. Die Trennung muss früher oder später stattfinden, und tatsächlich ist der Schmerz für Mutter und Kalb direkt nach der Geburt am geringsten. Haben sich Mutter und Kalb erst einmal aneinander gewöhnt, fällt die Trennung deutlich schwerer. Außerdem ist der Mutterinstinkt nicht bei jeder Kuh gleich stark ausgeprägt; es kommt durchaus vor, dass manche Kühe sich nach der Geburt kaum um ihr Kalb kümmern. In solchen Fällen liegt es uns besonders am Herzen, dass das Kalb liebevoll und zuverlässig versorgt wird, damit es rundum gut aufgehoben ist.